»Der Lippenstift meiner Mutter« katapultiert uns mitten hinein in das Herz von Masuren, in die kleine Stadt Dolina Róż und zu ihren Bewohnern: die rosen- kranzbetenden Großmütterchen und die verruchte Dorfschönheit, der ehemalige Wehrmachtssoldat und die prügelnden Väter, eine stalinistische Dichterin, der warmherzige Schuster Herr Lupicki und natürlich die rebellierende Jugend, die verbotene Platten hört und Pläne für eine Revolution ausbrütet. Das beschauliche Dolina Róż steht aber schlagartig Kopf, als unvermittelt Barteks Großvater, ein melancholischer und geheim- nisumwitterter Eisen- bahner, von allen bloß »Franzose« genannt, aus dem Ausland zurückkehrt. In dem sich rasch entspinnenden Chaos muss der junge Bartek seinen Platz finden. Keine leichte Aufgabe, schließlich hat Bartek vor allem Augen für seine unsichtbare Geliebte Meryl Streep sowie den Lippenstift seiner Mutter. Mit Bartek hat Artur Becker eine wunderbare Romanfigur erschaf- fen: Ein polnischer Holden Caulfield, ein wie sein ameri- kanisches Pendant nicht besonders guter Schüler, ein Eigenbrötler, Träumer und Rebell, ein junger Kerl in der bizarren Welt der Großen, einer der abhauen will, um dem Spießertum zu entkommen und um endlich sein Mädchen zu finden.
Pressestimmen:
»Wer mit Becker über Integration spricht und seine Bücher liest, merkt schnell, dass man das Thema auch auf einem geistreicheren Niveau diskutieren kann, als es zurzeit sehr oft geschieht.« Mathias Schnitzler
Rheinische Post
»Becker macht sich einen Reim auf seine Welt – die am Ende einer langen Geschichte voller Finten und Pointen längst auch Teil der Welt des Lesers geworden ist. Ein Buch über Nachbarn unter Nachbarn.« Tim Schleider
Stuttgarter Zeitung
»Dolina Róz ist das menschliche Leben selbst, in all seiner Erbärmlichkeit und Größe, und nur die Ratte Schtschurek, der Sohn des Totengräbers, hat noch nicht begriffen, dass der Weltuntergang längst stattgefunden hat und ›das Weltende im Grunde genommen jeden Tag von neuem anfing‹. Artur Becker aber ist sein wortgewaltiger Chronist.« Klaus Hübner
DIE WELT, Literarische Welt
»… die Zweitsprache Deutsch schafft Distanz – und immer wieder Unebenheiten, Störungen, die bisweilen holprig wirken, aber auch als eigenwillige deutsch-polnische Poetologie geschätzt werden können.« Mathias Schnitzler
Berliner Zeitung
»In jeder Zeile ist Erzählfreude spürbar. Hin und wieder fehlt es an stilistischer Konsistenz, aber man wird gleich wieder versöhnt, mit Geschichten und Episoden, die sogar dieses graue, traurige Provinzstädtchen zu einem blüh- enden Ort machen –- wenn auch nur in der Fantasie.« Vladimir Balzer Deutschlandradio
Vom Rezensenten gibt es hier ein Radiogespräch über Artus Beckers Roman zum Hören
»Artur Beckers neuer Roman unterstreicht diesen repräsenta- tiven Anspruch auf polnische Literatur in deutscher Sprache. Und das so nachhaltig, dass man von einem beinahe mustergültigen, jedenfalls einem meisterhaften Roman sprechen kann, dem wohl besten bislang aus der Feder des Autors. Er ist von barocker Opulenz, gedämpft von leichter Ironie, erzählt mit unbändiger Munterkeit und Erfindungslust, phantastisch und faszinierend und nachdenklich zugleich. Pathos steht neben Sentiment, Ironie neben rustikaler Reportage. Ein Glücksfall für die deutsche Literatur!« Michael Braun
Rheinischer Merkur
»Es ist ein sehr lebendiges Panorama, das der schon jung übersiedelte polnisch-deutsche Autor Artur Becker entwirft; und er versteht es, gerade aus der Tristesse die buntesten Farben zu destillieren. Anders als vor zwei Jahren in seinem Roman „Wodka und Messer“ überbaut er diesmal die Wendung zurück ins Land seiner Jugend nicht mit einem angestrengt konstruierten Plot, sondern erzählt die Dinge in ihrem schlichten linearen Verlauf. Damit liegt Becker ganz im Trend der gegenwärtigen deutschen Litera- tur.« Burkhard Müller
Süddeutsche Zeitung
»Siegfried Lenz hat den skurrilen Typen und Histörchen aus einer der umkämpftesten Regionen Europas in ›So zärtlich war Suleyken‹ ein Denkmal gesetzt. Ähnliches gelingt nun dem Chamisso-Preisträger 2009 der Stuttgarter Robert-Bosch-Stiftung.« Susanne Benda
Stuttgarter Nachrichten
»»Ein merkwürdiges Adoleszenz-Szenario ist das, versponnen und derb zugleich, voller konkreter sinnlicher Eindrücke und doch aus Luftschlössern gebaut. So fremd, wie einem der sozialistische Ostblock wohl nur sein kann und trotzdem nahe, weil Becker über eine zupackende Sprache verfügt und vor allem über die Fähigkeit, sein durch und durch skurriles Personal beisammen zu halten. ›Der Lippenstift meiner Mutter‹ ist weniger ein aus der Kontinuität einer Handlung mitreißendes Buch als vielmehr ein sorgfältig kompo- niertes, in allen Schattierungen ausgemaltes Wimmelbild, ein Flickenteppich von Biografien. Zu entdecken gibt es, auch für den Erzähler, immer und überall etwas.« Christoph Schröder
Frankfurter Rundschau
»All dieses Ineinandergreifen ist schauerlich schön, ein masurischer Totentanz der Begierden, der bei der Beerdigung von Opa Monte Cassino zu einem tumultuarischen Höhepunkt kommt. Norbert, der bucklige Sohn des Schusters, wirft zwei im Krematorium gestohlene Raucherbeine (unterschiedlicher Länge) ins offene Grab. Damit Opa Monte Cassino im Himmel etwas zum Laufen hat. Opa Franzose aber, dieses ›Gift eines Eisen- bahners und Reisenden, das Gift eines Heimatlosen und Ungläu- bigen‹, wird wieder abfahren. Doch Bartek ist schon lange infiziert mit dem Virus der Freiheit und auf dem Weg in die Welt. Nur der arme Schuster haut mit sinnloser Energie Nägel in einen Hauklotz. So endet das heftige Buch mit seinen Schlägen, als seien sie der Rhythmus seines Autors: ›Wumm! Wumm!‹« Angelika Overath NZZ
»… der Reiz von ›Der Lippenstift meiner Mutter‹ liegt nicht in dem Berechenbaren, von dem freilich auch recht viel geboten wird.« Sabine Doering
Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Freundlich, doch mit unbestech- lichem Blick schaut Artur Becker in die masurische Provinz aus spät- sozialistischer Zeit in Polen. Ein skurriles Sittengemälde, literarisch ersten Ranges.« Hans-Dieter Grünefeld
Buchkultur
»Artur Becker malt großartig bizarre Szenen. Er hat Nerv für Komik, die in der Tragödie stecken kann. Er bringt Tristesse zum Funkeln.« Christine Richter
Sächsische Zeitung
»Dolina Róz, das wird nach wenigen Kapiteln unaufdringlich klar, ist das menschliche Leben selbst, in all seiner Erbärmlichkeit und Größe, und nur die Ratte Schtschurek, der Sohn des Toten- gräbers, hat noch nicht begriffen, dass der Weltuntergang längst stattge- funden hat und »das Weltende im Grunde genommen jeden Tag von neuem anfing«. Artur Becker aber ist sein wort- gewaltiger Chronist. ›Der Lippen- stift meiner Mutter‹ ist sein bislang bester Roman. Uns aber muss um die Zukunft der deutschen Literatur kein bisschen bange sein.« Klaus Hübner
literaturkritik.de
»Der Lippenstift wird zu einem mehrdeutigen Symbol. Für die Sehnsucht der Frauen nach Schönheit in der grauen Welt des Realsozialismus zum Beispiel und die Unentschiedenheit der Hauptfigur zwischen hetero- und homoerotischen Neigungen. Auch in dieser Hinsicht also haben wir es mit einem Grenzgänger zu tun.« Tomas Gärtner
Dresdner Neueste Nachrichten
»Becker ist ein grandioser Erzähler, der mit poetischer Sprachmächtig- keit und Verve seine Figuren gestaltet, sie und ihre Geschichten unverwechselbar werden lässt.« Michael Fritz
Dresdner Neueste Nachrichten
»Ordnung in die Dinge zu bringen, das ist ohne Zweifel eine Aufgabe von Literatur. Artur Becker gelingt das in grellen Farben, mit bissiger Ironie und einem besessenen Sammeln. All sein Heimatverlust, seine Heimatsuche stecken darin – man kann es ihm gerade hier im Osten gut nachempfinden. Doch die ganz Großen unter uns, die am weitesten Gereisten führen am Ende das Getrennte wieder zusammen, lösen die Ordnung wieder im Chaos auf. Becker schreibt sich auch dahin und kommt Wort für Wort näher heran.« Andrea Rook
Dresdner Neueste Nachrichten
»Die Mühsal des Erwachsenwer- dens, die Trägheit eines geschei- terten politischen Systems, die erstarrte, gesellschaftliche Struktur, der Mangel an Luft zum Atmen übertragen sich schleichend auf den Leser. Ein sensibles Werk!« Ingrid Reichel
LitGes
»Ein Fünfzehnjähriger in einer polnischen Kleinstadt der Achtzigerjahre. Ödnis ist garantiert für einen, der mehr will vom Leben, als sich abzufinden mit dem Unvermeidbaren. Er befindet sich im Alter, das auf Aufbruch und Ausbruch ausgerichtet ist. Er sucht sich Fluchten in der Musik, Pink Floyd ist solch ein Lebenshelferlein, das eine Ahnung von Freiheit vermitteln kann. Artur Becker stammt aus Masuren, einer Region, deren Rückständigkeit den Vorteil mit sich bringt, dass sie überquillt von merkwürdigen Gestalten und Geschichten. Das Leben ist trist, aber in der Vorstellung des Jugendlichen konzentrieren sich Verheißungen und Hoffnungen, die der Wirklichkeit kurzerhand den Prozess machen. Becker, Jahrgang 1968, ist der Flunkerer unter den deutschsprachigen Schriftstellern der Gegenwart.«
Salzburger Nachrichten, 19.2.2011
»Das Buch ist sehr dicht, dabei flott und mit viel Freude am Fabulieren erzählt – ein Hauch von Phantastik und ein Schuss mit eingeflossener Biographie des Autors geben dem brillianten Roman Beckers den letzten Schliff. Die Stimmung ist wesentlich heiterer als in den letzten Bücher Beckers – da bereitet die Lektüre gleich doppeltes Vergnügen.«
Deutsch-Polnische Gesellschaft Mainz-Wiesbaden