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Der Lippenstift meiner Mutter

Stuttgarter Nachrichten, 17.11.2010, Nr. 266
(Stuttgarter Buchwochen 2010)

So zärtlich war Meryl Streep

Artur Becker erzählt von merkwürdigen Menschen in Masuren

Von Susanne Benda

Hinter Warschau kommt lange nichts. Hinter dem Nichts beginnt ein zweites: Masuren, polnisches Land der Seen und sanften Hügel, in dem das Außergewöhnliche so selten ist, dass es sofort zum Erzählen Anlass gibt. Siegfried Lenz hat den skurrilen Typen und Histörchen aus einer der umkämpftesten Regionen Europas in »So zärtlich war Suleyken« ein Denkmal gesetzt. Ähnliches gelingt nun dem Chamisso-Preisträger 2009 der Stuttgarter Robert-Bosch-Stiftung. Artur Becker blickt mit »Der Lippenstift meiner Mutter« auch auf seine eigene Kindheit in Masuren zurück. Erzähler ist Bartek, 15 Jahre alt und in der ersten Hälfte der 80er Jahre auf der Suche nach allem, was sich leben und lieben ließe. Dabei begegnen ihm eigenartige Gestalten: Polen, Juden, Ostpreußen, Litauer, darunter etwa der einsame Schuster Lupicki, die von Zimmerpflanzen umwucherte stalinistische Dichterin Natalia, der Friseur Tschossnek, der beim Schachspiel seine eigene Frau verlor, und der »Opa Franzose«, dessen plötzliches Auftauchen die stille Provinz mächtig durcheinanderwirbelt. Hinzu kommt Meryl Streep, die Bartek vom Kino ins Leben begleitet: Symbol eines unerreichbaren anderen. Wer dieses Buch liest, braucht dieses andere allerdings nicht: So bunt, unterhaltsam und lebendig ist hier Suleyken, dass man die graue Tristesse des Spätkommunismus glatt vergisst.

 

 

 

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