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Die Zeit der Stinte

28. Erlangener Poetenfest

Artur Becker

Von Verena Auffermann

Der Schriftsteller Artur Becker war siebzehn Jahre alt, als er 1985 aus Polen in die Bundesrepublik kam, wo er seitdem lebt. Sein Roman »Wodka und Messer. Lied vom Ertrinken« erzählt die verrückte Geschichte des Polen Kuba Dernicki, der ein ordentliches Leben mit Frau und Kindern im westdeutschen „Paradies“ führt. Dort ist er glücklich, es mangelt ihm an nichts. Wäre da nicht die alte Sache, die Erinnerung an den Tod seiner Jugendliebe Marta. Marta ertrank 1981 im Dadajsee, sie wollte in den Westen, sie wollte dem kommunistischen System entfliehen. Kuba Dernicki verbringt seinen Urlaub im masurischen Dorf seiner Kindheit, um Klarheit in seine Vergangenheit zu bringen, und er ist fest entschlossen, Martas Tod zu rächen.
Artur Becker erzählt eine Geschichte Polens, wie sie selten zu lesen ist. Er erklärt einen Staat, von Kommunismus und Spitzelwesen geprägt und gepeinigt, erzählt von dem komplizierten Verhältnis zwischen polnischen Katholiken und polnischen Juden, zwischen Polen, Ukrainern und Russen. Eine raue Welt, die mit Wodka erträglicher wird und in die langsam der Westen einkehrt.
Die Geschichte vom mystischen Dadajsee, der von jeher Opfer gefordert hat, gehört zum Stoff des Romans, wie die Hotelmanagerin Justyna, in die sich Kuba leidenschaftlich verliebt. Justyna ist so etwas wie eine Wiedergeburt Martas. Artur Becker erfindet einen katholischen Pfarrer, der eigentlich Jude und der Vater Justynas ist. Jeder ist mit dem anderen durch ein unerhörtes Ereignis verbunden, oft ohne selbst die wahre Geschichte zu kennen. Artur Becker entwickelt in den herben Szenen des Romans das Bild einer Landschaft, die schöner und ruhiger ist, als die Menschen, die darin leben. Er schildert eine misstrauische Bevölkerung, der das kommunistische Spitzel- system immer noch in den Knochen sitzt. Und Kuba? Wohin gehört er? In seine alte Heimat oder in das neue »Paradies«? Entscheidend sind weder Wodka, Messer noch Ost oder West, entscheidend ist die Liebe.

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