Dezember 1981: Andrzej, 36jähriger Dichter aus Polen, kommt, eingeladen von seinem Freund Jacek, mit einem auf zwei Wochen befristeten Visum nach Venedig. Umgehend verzaubert ihn die Stadt, allabendlich lernt er interessante Leute kennen und taucht in die ihn anziehende Kunstszene rund um den Canale Grande ein. Am Ende der ersten Woche passiert es dann: Lidia, Jaceks Tochter, tv-Moderatorin in London, taucht auf. Von der ersten Sekunde an beeindruckt und verwirrt Lidia den Freund ihres Vaters – durch ihre Schönheit und eine für ihre Jugend ungewöhnliche Selbständigkeit. Andrzej verliebt sich hoffnungslos. Jeden Tag verbringt er nur noch mit ihr in der Stadt, in Cafés, in Hotelzimmern. Doch die Uhr tickt: Andrzejs Visum läuft unerbittlich ab. Nach sieben Tagen mit Lidia steht er vor einer schweren Entscheidung. Soll er zurück nach Polen reisen, zu Frau und Kind – nach Polen, wo seit wenigen Tagen das Kriegsrecht herrscht? Oder in Venedig bleiben und Asyl beantragen? In seiner »Republik der Liebe«?
Literatur im Römer
Lesung aus der Novelle "Sieben Tage mit Lidia"
und Gesppräch mit Artur Becker
Moderation: Gerwig Epkes
„Von Prag bis Aserbeidschan“
Von Marcus Hladek Frankfurter Neue Presse
Pressestimmen:
„Becker erzählt eigentlich ganz spröde davon, soghaft antivirtuos, analog zur Direktheit der Liebe.
Spröde sind ebenso die Zukunftsaussichten, die sich auftun, beziehungsweise nicht auftun.
Andrzej aber hat damit zu tun, dass er Lidia bereits vermisst. Im Grunde geht es auch darum,
wie enorm ignorant der Mensch ist. Liebende würden sagen: wie konzentriert.“ Judith von Sternburg
Frankfurter Rundschau
„Artur Becker ist ein grandioser Erzähler, der mit Charakteren, die dem Leser nachdrücklich in Erinnerung bleiben, den Spannungsbogen virtuos aufrechtzuerhalten weiß. Bei aller Zerrissenheit des Helden besitzt die Novelle eine erfrischende Leichtigkeit. E scheint, als säße man in der Sonne auf dem quicklebendigen Campo Santa Margherita und ließe sich diese Geschichte beim Sprizz erzählen.“ Michael G. Fritz
Dresdner Neueste Nachrichten
„Wie sich Andrzej im Endeffekt entscheidet, ob er als Exildichter in Italien bleibt oder nach Polen zurückkehrt, darf natürlich nicht verraten werden. Wer Artur Beckers Buch liest, wird aber nicht nur mit der Antwort auf diese Frage belohnt. Er wird sich auch an der Leichtigkeit, Eleganz und Frische der Novelle erfreuen. Er wird verfolgen können, wie der Autor mit Thomas Manns "Tod in Venedig"ein kleines literarisches Spiel treibt – denn natürlich ist die sehr erotische Verbindung des polnischen Dichters Andrzej Olsztynski mit der viel jüngeren, vitalen Lidia eine scherzhafte Umkehrung der platonischen Liebe, die der deutsche Schriftsteller Gustav von Aschenbach für den kränklichen Tadzio empfindet. Und nicht zuletzt: Er wird ein schönes und lebendiges Porträt der italienischen Lagunenstadt finden.“
Marta Kijowska
Deutschlandfunk, Büchermarkt Podcast zum Nachhören
„Viel verlieren diejenigen, die sich beim Lesen dieser Novelle nur auf ei-nen mühelosen romantischen Spaziergang begeben, in den schmalen venezianischen Gassen, den Kanälen entlang, und darauf verzichten, die nächsten Ligaturen dieses Buches mit Hilfe der kulturellen Codes zu entdecken, deren sich Artur Becker bedient. Denn Sieben Tage mit Lidia ist die Geschichte der sehr zerbrechlichen Schönheit des versinkenden Venedigs, es ist die Geschichte über die Unmöglichkeit der Liebe und die Grenzen der Freiheit – der bürgerlichen wie auch der persönlichen. Ein Stück Literatur, in dem der Autor mit der leichten Hand und feinen Feder seines Erzählstils Grundlegendes berührt.“ Magdalena Kardach
Ostragehege
„Artur Beckers jüngstes Buch spielt in Venedig und ist eine leicht zu lesende Novelle, die auch als origineller Reiseführer dienen könnte. (…) Es wird viel geliebt, gegessen und getrunken in dieser betörend-verstörenden Novelle.“ Klaus Hübner
Literaturblatt Baden Württemberg
„Wie sich Andrzej, sein Protagonist, im Endeffekt entscheidet, ob er als Exildichter in Venedig bleibt oder nach Polen zurückkehrt, möchten wir natürlich nicht verraten – die Novelle selbst aber wärmstens empfehlen. Wer Artur Beckers sonstige Bücher kennt, wird sich an ihrer Leichtigkeit und Frische erfreuten, und wer noch nie in Venedig war – möglichst schnell dahinfahren wollen.“
Marta Kijowska
BR2, Kulturjournal Podcast zum Nachhören
„Ein sprudelndes Stück Literatur, frisch und prickelnd wie Prosecco, und nebenbei bemerkt ein lesenswertes Porträt auch über die Stadt Venedig. Zitat: „Diese Stadt war ein Bordell und eine riesige Kirche zugleich, ein Steinbecken voller Wasser und Wein, voller Unrat und Lagunensalz“ in der „Intimität ein Fremdwort“ ist. In Italien bleiben, hieße aber für den Mann, die Frau und den Sohn und das Vaterland auch im Stich lassen - was wiegt schwerer?“ Norbert Schreiber
Nordwestradio Bremen, Buchpiloten, 26.10.2014
„Sieben Tage mit Lidia“ - Gespräch und Lesung mit Artur Becker
Autorin: Dorothee Schmitz-Köster Podcast zum Nachhören
„In diesem Zwiespalt befand sich auch Artur Becker selbst, als er 1985 nach Deutschland kam. Seit 1989 verfasst er seine Romane und Gedichte nicht mehr auf Polnisch, sondern in deutscher Sprache – und dies mit großem Erfolg: Für sein Werk wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet, u.a. 2009 mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis.
Gerade diese Berührungspunkte des Autors mit den Sorgen seines Protagonisten und dessen Außenwelt und Begegnungen, lassen die Stadt und ihre Charaktere lebendig werden, untermalt von einer bildreichen Sprache.“
Johanna Schwarz
Literaturkontor Bremen