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Frankfurter Rundschau » Kultur » Literatur, 21. Oktober 2016

Schriftsteller Artur Becker über sein Polen, das er als ein zwischen Nationalisten und Liberalen geteiltes Land sieht.

Von Elena Müller

Man könnte es zunächst übermütig optimistisch nennen, was Artur Becker sagt, wenn er von dem Verbindenden, den nach vorne gerichteten Kräften seiner Heimat Polen spricht. Doch seine Geschichte und sein Schaffen zeigen, warum er an eine gute Verbindung zwischen seinem Land und Deutschland spricht. In seinem auf Deutsch verfassten Essayband "Kosmopolen" (weissbooks) geht er der Geschichte Polens nach; im Gespräch mit Feuilleton-Leiter Christian Thomas am Stand der Frankfurter Rundschau auf der Buchmesse bekräftigt der 1968 in Bartoszyce (Masuren) geborene Schriftsteller, dass Autoren schließlich für das kulturhistorische Langzeitgedächtnis eines Landes zuständig seien.
Es dürfe nicht nur darum gehen, Geschichten zu erzählen, sondern auch darum, zu bewahren, verständlich zu machen, Gemeinsames aufzuzeigen. Für diese Leistung, Polen und seinen Nachbarn Deutschland, wohin Becker 1985 "aus dem Land der Kiefernwälder und 3000 Seen" ausreiste, einander anzunähern, wurde er mehrfach ausgezeichnet. In "Kosmopolen" blickt Becker intensiv zurück auf ein wichtiges Jahr der polnischen Geschichte, als 1410 in der Schlacht bei Tannenberg die Ritter des Deutschen Ordens einheimischen Streitmächten unterlagen und damit den Weg freimachten für den Aufstieg des katholischen Landes.
Könne man dieses Ereignis verstehen, könne man die polnische Geschichte besser verstehen. Heute, so Becker, sei das Land geteilt: Es sei zum einen ein Fenster zu Russland, es herrschten Nationalismus und Konservativismus, zum anderen gäbe es "starke liberale Kräfte", die ein geeintes Europa, ein nachbarschaftliches Polen wollen. Dennoch warnt er bei der Frage nach der Beziehung zu Russland vor Putins unumstößlichem "Messianismus", der zu viel Rückhalt in der Bevölkerung habe. "Ich kann das nicht verstehen; was Putin macht, hat nichts mit Demokratie zu tun."
Becker beweist im Gespräch, dass er derjenige sein kann, als der Thomas den Schriftsteller und Intellektuellen anerkennend bezeichnet: ein doppelter Zeitgenosse; er sei Deutscher, Pole – und auch Europäer. "Das ist aber keine bipolare Störung", sagt Becker zurückhaltend lächelnd.

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