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Rückkehr in die alte Heimat

Kowalski trifft Schmidt vom 17.12.2006

Artur Becker, der Grenzgänger<

Beitrag von: Wolfgang Kübel

In Zeiten, in denen sich laut Medien, Deutsche und Polen so wenig verstehen, erhalten Grenzgänger und Künstler wie Artur Becker einen besonderen Stellenwert. Er erklärt den Polen, wie man in Deutschland fühlt und umgekehrt den Deutschen, wie die Polen ticken.


Artur Becker ist Deutscher, Pole, Schriftsteller. Als 16jähriger kam er mit seinen Eltern nach Deutschland. Das ist 20 Jahre her. Zehn Bücher hat er inzwischen geschrieben. Sein Sohn Philipp wächst zweisprachig auf.

Gespräch Philipp mit dem Vater Artur Becker
Ja, ich fühle mich schon eher als Pole. Ich mag die Polen mehr. Aber welche Sprache sprichst Du denn lieber?
Beide gleich lieb.


In Zeiten deutsch-polnischer Missverständnisse können vielleicht Poeten die Welt viel besser erklären als Nachrichtenagenturen. Der Grenzgänger Artur Becker hat einen besonderen Blick auf die Empfindlichkeiten beider Völker.

Artur Becker
Die deutsche Außenpolitik war konzentriert auf das gute Verhältnis von Deutschland mit Russland. Und man hat übersehen–schon wieder einmal–dass es noch das kleine Land von 38 Millionen Polen gibt. Dass die dortige Sichtweise ja vielleicht ganz anders ist. Das es dort noch Traumata gibt, die mit dem Ersten und mit dem Zweiten Weltkrieg zusammenhängen. Und das Gefühl, übergangen worden zu sein, das versteht man weder in Russland noch in Deutschland.

In seinem neuen Roman »Das Herz von Chopin« spielt Artur Becker auf humorvolle Art mit seiner multikulturellen Identität.

Artur Becker
Und eines war ganz besonders wichtig:ich durfte nicht zulassen, dass sie mich zum polnischen Immigranten abstempelte, der es zu was gebracht hatte. Hegte jemand wegen meines Akzentes und des harten R’s an meiner germanischen Herkunft Zweifel, sagte ich, ich sei Ostpreuße. Für die Rentner war ich somit ein Heiliger. Für junge Leute war eine andere Strategie angesagt, denn sie stellten sich unter einem Ostpreußen ein Fossil aus der Nazizeit vor. Jungen Käufern sagte ich deswegen in meinem Adern flösse das Blut von vier Sippen: deutsches, polnisches, russisches und jüdisches. So! Und das entsprach sogar der Wahrheit.

Bei jeder Gelegenheit besucht er das Land seiner Kindheit. Artur Becker dichtet und schreibt auf Deutsch–sein Kraftzentrum und seine Inspirationsquelle liegen hier.

Artur Becker
Polen ist als Land meiner Jugend auch meine Arche Noah wo ich sehr vieles retten konnte vor dem Vergessen. Ich weiß nicht, ob es jedem Polen, jedem Landsmann klar ist, wieviel den Bach runter geht, wie vieles in Vergessenheit gerät.

Das Geschichtspanoramabild in Breslau ist wie kaum ein anderer Ort geeignet, um polnische Seele zu verstehen. Es zeigt die letzte siegreiche Schlacht des polnischen Widerstands unter Tadeusz Kościuszko gegen die russischen Truppen 1794, kurz vor der endgültigen Teilung Polens.

Artur Becker
Das ist ein hochgradig pathetischer Ort, ein hochgradig romantischer Ort. Man lernt hier über die polnische Seele von damals, ich würde dem glauben sonst gäbe es auch nicht so viele spätere Werke von Mickiewicz oder Norwid oder Chopin. Wenn man soviel gelitten hat, dann hat man sich vorgestellt, ist Polen nicht nur Retter für das eigene Volk sondern auch für Europa.

Beitrag von Wolfgang Kübel rbb



 

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