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Onkel Jimmy, die Indianer und ich

MDR 1, Radio Sachsen-Anhalt, vom 5. Februar 2002

Wie du dich auch drehen magst, der Arsch ist immer hinten ...

Von Karin Engler

Drei Bewohner eines polnischen Provinznestes verlassen 1984 ihre masurische Heimat und gehen nach Kanada. Leider finden sie dort nicht ihr erträumtes EI Dorado. Dafür beschert Artur Beckers neuer Roman „Onkel Jimmy, die Indianer und ich« dem Leser höchst vergnügliche Stunden. Karin Engler sprach mit dem Autor über sein aktuelles Buch.

„Wie du 'dich auch drehen magst, der Arsch ist immer hinten“ – so lautet eine der unzähligen bodenständigen Lebensweisheiten von Jimmy Koronko, dem trotzigen wie chaotischen Straßenphilosophen und eigentlichen Helden in Artur Beckers jüngstem Roman „Onkel Jimmy, die Indianer und ich“:

O-Ton: „Als ich in Polen war, in Krakau, und gelesen habe, haben mir viele Polen gesagt, man kann ihn eigentlich nicht mögen, und andererseits mag man ihn sehr. Und ich glaube, da ist etwas gelungen, was ich nicht beabsichtigt habe, nämlich die polnische Mentalität und zwar nur das Schlechteste wurde im Grunde so zugespitzt, dass er in erster Linie im normalen Leben unerträglich ist.“

Denn Onkel Jimmy weiß alles und ist dazu noch rechthaberisch, er lacht, wenn andere weinen und weint, wenn andere lachen. Und als ob das nicht genug wäre, säuft er wie ein Loch: In seiner Heimat Masuren Wodka, in Kanada dann Whisky. Denn dorthin verschlägt es ihn, zusammen mit seinem Neffen Teofil und dessen Freundin Agnes. Doch der Traum vom großen Glück endet in einem Schlamassel. Onkel Jimmy gewinnt zwar seinen kanadischen Pass in der Lotterie, ansonsten häuft er nur Schulden an. Teofil wiederum wird von der schönen Agnes verlassen und überhaupt ist der junge Mann nicht in der Lage, sein neues Leben in den Griff zu kriegen:

O-Ton: „Weil Teofil, geboren Ende der 60er, immer noch mit diesem Sozialismus nicht klarkommt. D.h. er ist schon in die neue Welt nach 89 reingewachsen, kann sich aber immer noch nicht von ihr trennen. Deswegen kann er sich so schwierig entscheiden, weil er im Grunde genommen sein Leben lang zwischen, in diesen beiden Welten, West/Ost, steckt.“

In den Osten kehren Onkel und Neffe neun Jahre später zurück – verarmt, verschämt, gescheitert. Und in ihrem masurischen Heimatdorf schließt sich dann auch der Kreis:

O-Ton: „Es hat schon was mit einer griechischen Dramaturgie zu tun. Ich wollte nicht so einen klassischen Entwicklungsroman schreiben, sondern wollte diese masurische Melancholie haben. Dass das geschlossen ist. Es endet wieder da, wo es angefangen hat, das hat mir gut gefallen.“

© Karin Engler


 

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